Geburtsvorbereitung durch Balance-Arbeit

Körper-Balance-Arbeit in der Schwangerschaft: mehr Wohlbefinden und mehr Raum für das Baby

Seit 20 Jahren bin ich Hebamme. Meine beiden Töchter habe ich zuhause geboren. Ich weiß um die Fähigkeit des weiblichen Körpers, aus eigener Kraft zu gebären. Dafür braucht es weder Hebammen noch andere Geburtshelfer*innen…- wenn alles normal verläuft.
Geburt ist ein selbsttätiger Prozess, der mich wieder und wieder mit Ehrfurcht und Staunen erfüllt. In vielen Momenten täten Geburtshelfer*innen gut daran, den natürlichen Verlauf einer Geburt zu schützen, anstelle einzugreifen, wenn es nicht nötig ist. Manchmal fehlt es an Vertrauen, manchmal an Erfahrung oder manchmal auch an Zeit. Oft fehlt es aber auch schlicht an Wissen über das, was überhaupt eine natürliche Schwangerschaft und Geburt ausmacht. 2020 hat sich nach 17 Jahren außerklinischer Hebammentätigkeit mein Wissen über den weiblichen Körper und auch über die Möglichkeiten, stärkend und ausgleichend auf ihn zu wirken, revolutioniert.

Grosse Schwester begrüsst das Baby

Spinning Babies® und die Body Ready Method®

Durch einen Workshop bei der Körperarbeiterin und Hebamme Debrah McLaughlin kam ich das erste Mal in Berührung mit Body-Balancing in der Schwangerschaft. Durch eine schlichte 4-Punkte-Anamnese und einfache Hinweise für mehr Balance im Alltag konnte ich bei meinen Klientinnen erleben, wie Schmerzen und Unwohlsein verschwanden und das Vertrauen in den eigenen Körper wuchs. Ich war berührt und begeistert von dieser Arbeit und wollte mehr darüber lernen!

Ich ließ mich noch im gleichen Jahr zur Spinning Babies® Certified Parent Educator (= Elterncoach) nach dem Ansatz der Hebamme Gail Tully ausbilden (www.spinningbabies.com). Weiterführend machte ich noch meine Ausbildung zur Body Ready Method® Pro bei Lindsay McCoy (www.bodyreadymethod.com). Was soll ich sagen? Ich bin nicht mehr dieselbe. Mein Blick auf Schwangerschaft und Geburt ist nicht mehr derselbe.

Spinning Babies®
Geburtsvorbereitung durch die Body Ready Method

Weit verbreitete Schwangerschaftsbeschwerden, bei denen ich früher gesagt habe „Ach, das gehört zu einer Schwangerschaft dazu!“, kann ich nun ganz anders in einen großen Zusammenhang einordnen. Diese Beschwerden sind für mich nicht mehr normal, sondern sollten angeschaut werden, um ungünstigen Lagen und Haltungen der Kinder in der Gebärmutter und damit auch langen, komplizierten Geburten bereits in der Schwangerschaft entgegenzuwirken. Mittlerweile kann ich in vielen Fällen konkrete Hilfe anbieten, wenn in einer Anamnese Schmerzen und Dysbalancen sichtbar werden.

Ausgleichende und stärkende Übungen können helfen, wenn z.B. deutlich wird, dass eine Frau ein seitlich gekipptes Becken hat oder wenn sie sich angewöhnt hat, mit nach außen gerichteten Zehen zu laufen („duck feet“). Auch Inkontinenz, Schmerzen beim Sex, Verstopfung, Sodbrennen, Hämorrhoiden, Rückenschmerzen, Probleme mit dem Ischias-Nerv oder der Symphyse gehören zu den Beschwerden, die oftmals durch die Balance-Arbeit in der Schwangerschaft gelindert werden können. Die Balance-Arbeit ersetzt keine ärztliche Diagnose oder Therapie. Zugleich kann sie Schwangere und Ihre Partner befähigen, selbstwirksam zu einer beschwerdefreien Schwangerschaft und gut gelingenden Geburt beizutragen. Insbesondere auch nach vorangegangenen Geburten, die nicht optimal verlaufen sind. Die Balance-Arbeit fördert das Körperbewusstsein und lässt erkennen, wann es sinnvoll ist, sich weitergehende Unterstützung zu suchen.

Unser Körper als verwobenes Netzwerk – das Tensegrity-Modell

Der Begriff Tensegrity (setzt sich zusammen aus „tension“=Zugspannung und „integrity“=Ganzheit/Einheit). Unser Körper ist ein vernetztes System von miteinander arbeitenden Muskel- und Faszienketten, stabilisierenden Bändern und faszinierenden Gelenkstrukturen. Um das Körpersystem optimal nutzen zu können, arbeiten diese Anteile bestenfalls harmonisch zusammen. Schon ein einziger gestörter oder geschwächter Bereich reicht aus, um das ansonsten reibungslose Zusammenspiel empfindlich zu beeinträchtigen. Das können z.B. Verletzungen, muskuläre Schwäche oder Dysbalancen sein. Manchmal liegt die Ursache von Schmerzen oder Funktionseinschränkungen auch an einem ganz anderen Ort, als es die Symptome erst einmal vermuten lassen. So kann z.B. die Fußstellung mit einer Beckenbodenschwäche zu tun haben oder eine eingeschränkte Mobilität unseres Oberkörpers Schmerzen im Becken verursachen.

Tensegrity Beckenmodell

Tensegrity Modell vom Becken.

Der Psoas, unser „Seelen-Muskel“, als Geburtsrutsche

Der Psoas-Muskel ist unser stärkster Hüftbeuger, der die Wirbelsäule mit den Beinen verbindet. Er wird auch als „Fluchtmuskel“ bezeichnet, da er unsere Beine zum Laufen anhebt und auch dazu beitragen kann, dass wir uns bei Gefahr zusammenkauern können, um die inneren Organe zu schützen. Der Psoas ist eng mit unserem Nervensystem verknüpft und kann bei chronischem Stress, Ängsten oder Traumata unter Spannung stehen. Auch durch dauerhaftes langes Sitzen, kann sich der Psoas-Muskel verkürzen und fest werden. Für die Geburt ist der Psoas DER wichtigste muskuläre Wegbereiter für den Eintritt des Babies ins Becken. Ein weicher Psoas-Muskel lässt das Baby leichter tiefer ins Becken sinken und unterstützt die kindliche Drehung während der Geburt. Sowohl im Spinning Babies als auch in der Body Ready Method® messen wir der aktiven und passiven Entspannung des Psoas eine große Bedeutung bei.

Regulation unseres emotionalen Wohlbefindens über den Körper durch Balance-Coaching

Unser Körper ist ein Meisterwerk der Natur, der Tempel unserer Seele. Er wird in großem Maße beeinflusst durch die Art und Weise, wie wir Tag für Tag mit ihm umgehen. Manche unserer Alltagsgewohnheiten, wie z.B. das lange Sitzen, sorgen dafür, dass unser Körper sich so an die gegebenen Bedingungen anpasst, dass es für den reibungslosen Ablauf der natürlichen Körpervorgänge nicht förderlich ist. Das gilt nicht nur für den Psoas-Muskel, sondern auch allgemein für unsere Bewegungsmuster im Alltag und unseren „Life-Style“. Es ist von Bedeutung, wie wir in den Monaten vor der Geburt sitzen, stehen oder liegen. Wie wir gehen, wie wir atmen, was wir essen, mit welchen Menschen wir uns umgeben und was wir über uns selber denken und glauben.

Insbesondere ein hoher Stresslevel führt, neben emotionalen Belastungen auch zu allen möglichen körperlichen Beschwerden. Durch stabilisierende und entspannende Körperübungen können wir auf unser Nervensystem Einfluss nehmen. Das stärkt nicht nur unseren Körper, sondern macht uns auch mental und emotional ruhiger, gelassener und stärker – beste Voraussetzungen, um in die Geburt und das Familienleben zu starten.

Ziel der Balance-Coachings in der Schwangerschaft ist es, eine möglichst beschwerdefreie Schwangerschaft zu fördern und eine selbstbestimmte und natürliche Geburt zu unterstützen. Im Feld der Körper-Seelen-Balance-Arbeit nutze ich neben dem Spinning Babies®Ansatz die Inhalte der von Lindsay McCoy entwickelten Body Ready Method®(BRM), Übungen aus der Body2Brain-Methode nach Dr. Claudia Croos-Müller, Meditationstechniken aus der Achtsamkeitspraxis und das Wissen aus der Integrativen Haltearbeit nach Eidt (IKE).

Dehnung und Entspannung

Die Side Lying Release erwirkt Dehnung und Entspannung.

Spinning Babies® Eltern-Kurse

Spinning Babies® betont die aktive Rolle des Kindes bei der Geburt. Um geboren zu werden, arbeitet sich das Baby durch drei Beckenebenen und den Beckenboden hindurch. Es passt seine Lage und Haltung in der Gebärmutter immer dem verfügbaren Platz an.

Im Spinning Babies® Eltern-Kurs erfahren werdende Eltern, wie sie ihr Baby so gut wie möglich unterstützen können, indem sie aktiv dazu beitragen, so viel Platz wie möglich für das Baby im Becken zur Verfügung zu stellen. Neben einem anatomischen Verständnis erlernen sie Techniken und Tools, die das Becken und die schwangerschafts- und geburtsrelevanten Muskeln, Bänder, Sehnen und Gelenke bestmöglich in Balance bringen.

Optimale Ausgangsbedingungen für die Geburt sind gegeben, wenn sowohl die Gebärmutter als auch das Becken und die umgebenden Muskeln und Körpergewebe im Gleichgewicht sind.

Im Elternkurs werden hilfreiche Körperhaltungen und Techniken anschaulich vermittelt, um sie in der Schwangerschaft und während der Geburt dann aktiv anzuwenden, wenn es sinnvoll ist. Manche Übungen sind auch vorbeugend und einfach wohltuend, andere greifen dort, wo sich z.B. während der Geburt ein langer Verlauf oder verstärktes Schmerzerleben dazu einladen, mehr zu unterstützen.

„Let´s make room for the Baby!“

Wichtige Tools aus dem Spinning Babies® sind

  • die Daily Essentials: tägliche, leichte Routinen, um die Muskeln zu stärken und zu dehnen
  • Rest Smart: bewusste und unterstützende Körperhaltungen und Positionen im Alltag – 24/7 im Sitzen, Stehen oder Liegen
  • die Three Balances bereiten als Übungs-Trio die für die Geburt relevanten Muskeln, Bändern und Sehnen optimal vor, sorgen für mehr Wohlbefinden in der Schwangerschaft und können die Geburt deutlich erleichtern
  • und sinnvolle und hilfreiche Positionen und Bewegungen für die Geburt, die abgestimmt auf die jeweiligen Beckenebenen, das Becken öffnen und das Baby leichter tiefer treten lassen

Spinning Babies® Elternkurse sind Selbstzahlerleistungen.

 

Platz schaffen im Becken durch Körperausrichtung.

Wenn das Becken und die Gebärmutter gut ausgerichtet sind, kann das Baby leichter hindurchtreten.

Body Ready Method®– Check-Ups und Übungen

“To get the body ready for birth and beyond” – das ist Inhalt der BRM®. Die Body Ready Method® geht weit über den Spinning Babies®- Ansatz hinaus und zielt darauf, den weiblichen Körper nachhaltig zu stärken und optimal auf die Geburt und die anschließende Regenerationszeit vorbereiten.

Basierend auf den 5 Säulen der BRM (Beckenboden, Becken, Rumpfkapsel („core“), Oberkörper und Bewegungsmuster) bekommen wir durch individuelle 1:1 Check-Ups ein klareres Bild vom Körper der Schwangeren. Es ist von Bedeutung, ob sie z.B. Narbengewebe hat, Unfälle hatte, intensiv Sport treibt oder ob es vielleicht Besonderheiten bei vorangegangenen Geburten gab. Wir lernen gemeinsam den Körper genauer kennen und verstehen besser, was wann im Körper passiert. Sollten wir Schwachstellen und/oder Dysbalancen erkennen, gibt es die Möglichkeit, diese durch ein individuell zusammengestelltes Übungsprogramm zu stärken oder auszugleichen. Die Schwangeren bekommen eine Idee davon, wie sie ihren Körper – genau so, wie er ist – nachhaltig kräftigen und auch durch Entspannung bestmöglich auf die Geburt und die Zeit danach vorbereiten können. Auch für die Geburt selbst gibt es hilfreiche Tipps, um individuell zu unterstützen, wenn es einmal nicht so läuft, wie gewünscht.

Körperausrichtung als Baustein der Balance-Check-Ups

Ein wichtiger Baustein der BRM® ist die Körperausrichtung. Im Rahmen eines Balance-Check-Ups bekommen die begleiteten Frauen mehr Bewusstsein für ihren Körper und können erleben, wie bereits kleine Veränderungen ihrer Alltagsgewohnheiten eine große Wirkung auf ihr Wohlbefinden haben können. Die fünf wichtigsten Bereiche, die wir uns in Bezug auf die Körperausrichtung ansehen, sind: 1. die Füße, 2. das Becken, 3. die Hüften, 4. der Brustkorb und 5.die Schultern. Tatsächlich interessieren uns diese Bereiche in allen Lebenslagen: beim Gehen, Stehen, Sitzen, Liegen und auch im Vierfüßlerstand. Durch kleine Impulse zur Verbesserung der Körperhaltung und durch einige individuell zusammengestellte Übungen, die je nach Bedarf alle paar Wochen neu angepasst werden, können Schwangere fortan selbstwirksam daran mitarbeiten, kraftvoll Mama zu werden und zu bleiben!

Die BRM® Check-Ups können ggf. schwangerschaftsbegleitend über die Krankenkasse abgerechnet werden.

The Jiggle

The Jiggle – Tiefenentspannung für das Nervensystem und alle Gewebsschichten

Wenn Du Interesse hast, an Balance-Arbeit in der Schwangerschaft, melde Dich gerne bei mir über das Kontaktformular.

 

Ich freue mich sehr über Eure Kommentare oder Fragen!

 

Herzlichst, 

Eure Eva

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